Hardy Grüne: Buenos Aires – Eine Reise in die Seele des Fußballs

In Argentinien gab es zuerst die Fußballvereine und erst anschließend wurden die politischen Parteien gegründet. Die Fußballvereine waren also der erste soziale Anker in den Stadtvierteln.
— Hardy Grüne

Fußball zieht sich wie ein roter Faden durch seine Reisen. Wenn Hardy Grüne unterwegs ist, folgt er den Spuren, die das Spiel an einem Ort hinterlassen hat. Ihm geht es nicht um Tore und Titel, sondern um die Bedeutung, die der Fußball für Kultur und Gesellschaft hat. Darum geht es in diesem Interview am Beispiel von Buenos Aires, der Hauptstadt von Argentinien. Freu dich auf eine emotionale Reise in die Seele des Fußballs.

An kaum einem Ort auf der Welt schlägt das Fußballherz so laut wie in Buenos Aires. Die Dichte der Vereine ist enorm. Über zwei Drittel aller Erstliga-Klubs kommen aus der argentinischen Hauptstadt. Hardy Grüne hat sich auf gemacht, der Metropole am Rio de la Plata den Puls in Sachen Fußball zu fühlen. Seine Erlebnisse und Eindrücke hat er in dem Buch „Buenos Aires – eine Reise in die Seele des Fußballs“ aufgeschrieben.

Über den Fußball in Argentinien sagt Hardy Grüne:

„Es wird getrommelt, es wird gesungen und es wird gehüpft. Fan-Kultur in Südamerika ist eine sehr körperliche Erfahrung. Man muss richtig arbeiten. Es ist nicht damit getan, auf der Tribüne zu stehen und den Mund auf und zuzumachen.“ „In Argentinien gab es zuerst die Fußballvereine und erst anschließend wurden die politischen Parteien gegründet. Die Fußballvereine waren also der erste soziale Anker in den Stadtvierteln.“

„Es gibt keine so stark ausgeprägte Konsumentenhaltung. In Argentinien geht man nicht zum Fußball, um sich unterhalten zu lassen – sondern man macht aktiv mit. Der Eventcharakter fehlt.“

Fußball als Türöffner und Identitätstifter

Hardy Grüne sagt: „Im Stadion bekommt man unheimlich gut Kontakt. Der Fußball ist das gemeinsame Thema. Man hat sofort einen Einstieg.“ Ihn fasziniert die sozial-geschichtliche und kulturelle Bedeutung: „Fußball lebt vom Gegeneinander und ist identitätsstiftend.“

Als Fußballromantiker sieht er sich dennoch nicht: „Diese ‚Früher war alles besser‘-Einstellung ist ein verbrämter Ansatz, da möchte ich mich nicht einordnen.“ Mit dem von ihm gegründeten Magazin „Zeitspiel“ hat er sich ein anderes Ziel gesetzt: „Vergangenheit mit der Gegenwart verbinden, um die Zukunft zu gestalten – eine Zukunft, die nicht nur vom Kommerz dominiert wird.“

Wenn Hardy Grüne unterwegs ist, genießt er vor allem eins: „Einer der wichtigsten Gründe fürs Reisen: Sich auf neue Dinge einzulassen. Und seine eigene Welt etwas in Frage zu stellen. Raus aus der Komfortzone, wo alles watteweich ist. Das ist eine schöne Erfahrung.“ Und wie erlebt er ein Fußballspiel? „Ich gehe aus der Sicht des Geografen ins Stadion. Und im Stadion schaue ich mir die Interaktion des Publikums an. Irgendwann merke ich – ach, da findet ja auch noch ein Spiel statt. (lacht) Das steht bei mir aber nie an erster Stelle.“

Hardy Grüne

Einer der wichtigsten Gründe fürs Reisen: Sich auf neue Dinge einzulassen. Und seine eigene Welt etwas in Frage zu stellen.
— Hardy Grüne

Hardy Grüne ist Autor und Fußballhistoriker. Die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ adelte ihn einst mit dem Titel: „Gedächtnis des Fußballs“. In der Tat gibt es in Deutschland nicht viele, die sich ähnlich intensiv mit dem Fußball und seiner Rolle in der Gesellschaft beschäftigt haben wie Hardy Grüne. Aber nicht nur im deutschen Fußball kennt sich der gebürtige Göttinger bestens aus. Auf Reisen um die Welt stand auch immer der Fußball im Mittelpunkt des Interesses.

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